Ursprünge vor 5.000 Jahren - Regeln seit Mitte des 19. Jahrhunderts
Die sprachliche Bezeichnung für die Sportart Hockey stammt entweder vom englischen „hook“ (gekrümmt) oder vom altfranzösischen „hoquet“ (Schäferstock; gebogener Stab) ab. Bereits um das Jahr 3000 vor Christus fanden in China, Persien und Indien Stockballspiele verschiedener Art statt, die mit hohem körperlichem Einsatz und meist sehr hart geführt wurden. Im Mittelalter waren es Hurling, Bandy und Shinty, vorrangig auf der britischen Insel, aber auch auf allen Kontinenten der Erde, die das Treibballspiel mit einem „Krummstock“ weiterentwickeln ließen. Das waren sehr kampfbetonte Spiele, bei denen die Schläger als Symbole galten und die Verzierungen aus Gold am Schläger etwas über die Herkunft des Spielers aussagten. Durch die Reduzierung der Spieler pro Team von über 100 auf 15 und die Einführung eines Regelwerks wurde Hurling etwas gemäßigter und kann als direkter Vorläufer des Hockeys angesehen werden.
1832 wurde am Eton-College in England Hockey als „guter Sport“ empfohlen und als Pflichtfach für Mädchen eingeführt – als Pendant zum Rugby für die Jungen. An den verschiedenen englischen Universitäten wurde die neue Disziplin gepflegt, aber nach unterschiedlichen Regeln gespielt, was Wettkämpfe zwischen den Colleges als äußerst schwierig gestaltete, da erst Verhandlungen über die Regeln zu führen waren, die oft genug scheiterten.
Der erste Hockey-Club der Welt wurde 1840 von ehemaligen Schülern einer Schule in London-Blackheath unter dem Namen „Blackheath Football and Hockey Club“ gegründet. 1852 folgte in Harrow die Festlegung eines ersten schriftlich fixierten Regelwerks für das Hockeyspiel, um einen Spielbetrieb zu ermöglichen. Die „Rules of Harrow“ enthielten elf Paragraphen, die beispielsweise über Spielfeldbeschaffenheit, Spielkleidung, Spielerzahl (30 pro Team), Schlägerlänge, hoher Stock, Verbot des Beinstellens etc. Auskunft gaben. Im South Surrey Hockey Club gab es 1857 die Einführung des Schusskreises.
Die Entwicklung ging nun immer schneller voran, 1875 wurde in London die „Hockey Union“ gegründet. Damit war England das erste Land mit einer nationalen Vereinigung und kann als Mutterland des modernen Hockeyspiels angesehen werden. Im gleichen Jahr wurde eine neue Regel eingeführt: Vermeidung körperlichen Kontakts der Spieler – damit erfolgte eine scharfe Abgrenzung zum Fußball und Rugby. Es schuf die Voraussetzung für die Entwicklung zu einem fairen, körperlosen und eleganten Spiel. Wenige Jahre später folgte das Verbot des Spielens mit Fuß, Hand und Körper sowie die Festlegung von Spielfeld- und Tormaßen.
1886 gründete sich die „Hockey Association“ in England. Diese Vereinigung brachte eigene Regeln ein, beispielsweise elf Spieler pro Team, Tornetze, Abseits, Stockfehler, runde Seite, Bully etc.. Einige Jahre später akzeptierte die „Hockey-Union“ die 11er-Teams der „Hockey Association“ und schloss sich ihr an (1895). Damit wurde der Spielbetrieb erhöht, die HA war für England, Schottland, Irland und Wales zuständig.
Nachdem die „Hockey Association“ es ablehnte, Damen aufzunehmen, wurde die „All England Women´s Hockey Association” gegründet (1895). In diesem Verband vereinigten sich alle vier britischen Damen-Verbände, die auch mit einem eigenen Spielbetrieb begannen.
Deutschlands 1. Länderspiel: 1908 gegen Schottland bei den 4. Olympischen Spielen in London
1908 feierte Hockey in London seine olympische Premiere - allerdings nur für die Herren. Als 1924 die Organisatoren der Olympischen Spiele in Paris es ablehnten, Hockey ins Programm aufzunehmen, weil diese Sportart über keinen internationalen Verband verfügte, kam es noch im gleichen Jahr zur Gründung der Fédération Internationale de Hockey sur Gazon mit Sitz in Paris. Sieben europäische Verbände gehörten zu den Gründungsmitgliedern der FIHG. Das G für „sur gazon“ (auf Rasen) wurde erst 1965 aus dem Namen gestrichen. Seitdem ist der Welthockeyverband als FIH bekannt. Auch die Damen gründeten bald (1927) einen eigenen Weltverband, die International Federation of Women's Hockey Associations. Die IFWHA gab erst 1983 ihre Eigenständigkeit auf und gliederte sich in die FIH ein, da auch das Internationale Olympische Komitee Druck ausgeübt hatte, im Hockey einen einzigen Weltverband zu führen. Immerhin hatte es die IFWHA in Zusammenarbeit mit der FIH geschafft, Damenhockey olympisch werden zu lassen (1980). Auf männlicher Seite gehörte Hockey ab 1928 fest zum Programm der Olympischen Sommerspiele.
Mit den Spielen von Amsterdam 1928 begann der Siegeszug von Indien. Sechs Mal in Folge und bis 1980 insgesamt acht Mal Olympiasieger wurden die Asiaten, die die Kunst des Hockeyspiels von ihren britischen Kolonialherren abschauten und auf ganz verblüffende Weise weiterentwickelten. Nach der politischen Teilung des indischen Subkontinents übernahm Indiens Nachbar Pakistan in den 60er Jahren die Führungsrolle im weltweiten Hockey. Pakistan wurde drei Mal Olympiasieger und mit vier Titeln auch Rekordhalter bei Weltmeisterschaften (ab 1971). Es war der deutschen Herren-Nationalmannschaft vorbehalten, 1972 in München mit dem 1:0-Endspielsieg über Weltmeister Pakistan und dem erstmaligen Gewinn der Goldmedaille die über 40-jährige olympische Regentschaft von Indien und Pakistan zu unterbrechen. 1992 konnte Deutschland den Olympiasieg wiederholen.
1976 fand in Montreal erstmals ein olympisches Hockeyturnier auf Kunstrasen statt. Die Abwendung vom Naturrasen läutete im Hockeysport ein neues Zeitalter ein, bei dem die taktisch und athletisch stärksten Nationen, allen voran Australien und die europäischen Topvertreter Niederlande und Deutschland, den Ton angaben. Im weiblichen Bereich spielt Argentinien eine wichtige Rolle (Damen-Weltmeister 2002).
Neben den Herren feierten auch weitere Auswahlmannschaften des Deutschen Hockey-Bundes bedeutende Erfolge. So wurden Damen, Juniorinnen und Junioren (beide U21) Europa- und Weltmeister, die Damen außerdem Olympiasieger 2004. Branchenführer ist Deutschland auch im Hallenhockey, das ab den 50er Jahren vor allem in Europa als Überbrückung für das im Winter ruhende Feldhockey immer mehr Anklang fand. Inzwischen gibt es auch im Hallenhockey Welt- und Europameisterschaften, allerdings keine olympische Perspektive.
Hockey hatte über englische Verbreitung gegen Ende des 19. Jahrhunderts den Weg nach Deutschland gefunden. 1887 gründeten englischstämmige Hockeyspieler in Hannover und Heidelberg die ersten Hockeyvereinigungen. 1896 fand das erste Wettspiel auf deutschem Boden zwischen den englischen Schülern des Pädagogiums Bad Godesberg und dem Bonner Königlichen Gymnasium statt. Zwei Jahre darauf wurde der erste offizielle Hockeyverein in Deutschland gegründet: Der „1. Hamburger Hockey Club“, der 1901 in den Uhlenhorster Hockey-Club überging. Neben der internationalen Hafenstadt Hamburg fand Hockey vor allem in Berlin schnell großen Anklang. Im „Berliner Damen-Hockey Club“ ging 1899 das erste Wettspiel der Damen auf Vereinsbasis über die Bühne. Der Herrenbetrieb setzte erst ein Jahr später ein. 1902 wurde der Berliner Hockey-Verband als erster regionaler Hockeyverband in Deutschland gegründet, weitere Landesverbände folgten bald. Im Rahmen einer internationalen Hockeywoche in Bonn erlebte am 31. 12. 1909 der Deutsche Hockey-Bund seine Geburtsstunde.
|